Wanderritt Frankenhöhe 5.8. - 8.8.1997
    Heinz Eikerling

    Gebsattel - Großharbach - Markt Nordheim - Burgbernheim - Gebsattel

    Bereits 1994 gab es die erste Liste mit Reitstationen der Frankenhöhe, herausgegeben von dem Fremdenverkehrsamt Ansbach. Seinerzeit machte ich dort einen 5-tägigen-Wanderritt. Aus dieser Zeit ist die Erinnerung an die vielen guten Reitstationen geblieben und in diesem Jahr löste ich mein Versprechen ein, nochmals für einen Wanderritt vorbeizukommen.

    Wir trafen uns am 4.8. in Gebsattel bei der Familie Rohn. Moni und Gabi, die Tochter des Hauses und ihre Kusine, erwarteten uns schon. Insgesamt waren wir zu fünft. Neben Moni und Gabi waren noch Heike und Günter aus Würzburg dabei. Und natürlich unsere Vierbeiner: 2 Haflinger, 1 Pinto, 1 QH, 1 Hannoveraner Mix.

    Moni hatte die Stationen reserviert und das Kartenmaterial beschafft. Geplant war ein 4-tägiger Ritt von Gebsattel über Großharbach nach Mark Nordheim und zurück über Burgbernheim nach Gebsattel. Es ist auch mal schön, wenn man nicht immer alles selber planen muß. Aber ganz ohne Arbeit kamen Günter und ich nun auch wieder nicht davon. Wir übernahmen abwechselnd den Job des Navigators. Unser Einsatz begann erst so richtig am 2. Tag, denn bis dahin kannte Moni noch den Weg.

    Am Morgen des 5.8. verließen wir Gebsattel Pleikartshof in Richtung Taubertal. Wir erreichten die Tauber nach knapp einer Stunde und folgten ihr flußabwärts entlang der Romantischen Straße. Bald kam die Silhouette von Rothenburg in Sicht, einem sehr reizvollen Hintergrund. Man konnte vom Tal aus die alten Befestigungsanlagen, die Zinnen und Türme der Stadt sehen. Wir überquerten die Doppelbrücke, durchritten ehrwürdige Dörfer und kamen an dem kleinen Topplerschlößchen vorbei. Eine solch grandiose Kulisse hat man selten. Wir folgten der Tauber bis Tauberscheckenbach um dort in ein Nebental abzubiegen. Nach einer weiteren Stunde, ein kurzer steiler Anstieg, ein kleines Wäldchen und Großharbach lag vor uns. Schnell war unser erstes Ziel, der Hof der Familie Ott gefunden. Nach einer freundliche Begrüßung versorgten wir erst unsere Pferde. Für sie waren Boxen vorgesehen, die sich in einer geräumigen, kühlen Halle befanden. Mit ausreichend Futter bedacht genossen sie sichtlich das Ende ihres Arbeitstages. Unser Essen fiel auch sehr üppig aus, so daß wir nach dem Mahle keinen zu großen Bewegungsdrang mehr hatten und wir den Tag mit plaudern und relaxen beendeten.

    Der nächste Tag wurde heiß und schwül. Unser Weg führte uns überwiegend über Wiesen und Felder, so daß wir und unsere Pferde ganz schön ins schwitzen kamen. Dieser Tag wurde mehr durch die Schönheit der Natur, denn der Romantik eines Taubertales geprägt. Gegen Mittag machten wir Rast im "Gasthaus zur Sonne" in Custenlohr. Die Inhaber tragen den bezeichnenden Namen Seufferlein. Nach einer Erfrischung für Reiter und Pferd ging es weiter bis Mark Nordheim zur Familie Christ. Auch eine Reitstation zum Weiterempfehlen, mit mehreren Ferienwohnungen und Boxen, bzw. Weiden für die Pferde. Unser Abendessen nahmen wir in einem nahegelegenen Gasthof ein, zu dem uns Herr Christ hinfuhr.

    Am nächsten Morgen hatte Gabis Hafi ein leicht angeschwollenes Bein. Da er nicht lahmte, entschieden wir uns, ihn erstmal weiter mitzunehmen. Bis Mittag gingen wir viel zu Fuß und es war keine Verschlechterung des Zustandes festzustellen. Die Mittagsrast nutzten wir um das Bein zu kühlen. Am Nachmittag nahm Moni den Hafi als Handpferd und ich Gabi mit auf mein Pferd. Per Handy ließ sich von unterwegs der Rücktranport des Hafis organisieren. Wir ritten im Schritt weiter durch die Hügellandschaft der Frankenhöhe. Felder, Wiesen und kleine Waldstücke boten reichlich Abwechslung. Ein kleines Naturschutzgebiet, nicht größer als 3000 qm, eingebettet in Feldern bot eine wilde Kulisse. Trotz unserer Probleme mit dem Hafi, wurde dieser Nachmittag doch noch eine beschauliche Begegnung mit der Natur. Gegen 17 Uhr erreichten wir den Hof der Familie Fluhrer in Burgbernheim. Jetzt, am dritten Tag unseres Rittes, wußte jeder was er zu tun hatte. Selbst die Pferde hatten sich mit der Tatsache abgefunden wieder nicht zu Hause zu übernachten. Sie hatten sich mittlerweile gut aneinander gewöhnt, so daß wir sie zusammen auf eine Wiese stellten, ohne größere Rei-berein auszulösen. Gegen 21 Uhr kamen Monis Eltern mit einem Ersatzpferd und der Hafi wurde nach Hause gefahren.

    Am nächsten Morgen sattelten und beluden wir unsere Pferde für die letzte Etappe unseres Rittes, mit dem Ziel Gebsattel, unserem Ausgangspunkt. Kurz vor unserem Start wurde Gabi von ihrem Pferd auf den Fuß getreten. Der große Zehes blutete und der Zehnagel hatte sich gelöst, so daß an reiten nicht mehr zu denken war. Wir entließen sie in die Obhut von Frau Fluhrer, die mit Gabi zum Arzt ging und sie zusammen mit dem Pferd nach Gebsattel brachte. Es gibt doch noch nette, hilfsbereite Menschen auf dieser Welt. Unterdessen machten wir uns auf, die letzte Etappe zu bewältigen. Unser Weg führte uns durch ein großes Waldgebiet. Wir kamen gut voran. Den Pferden war nichts von den drei vorherigen Tagen anzumerken. Unser Ziel war in Gewitterwolken gehüllt und man konnte erkennen, daß es dort in Strömen regnete. Die Wolken, das Licht des Himmels mit den Blit-zen war ein ganz besonderes Naturschauspiel. Den Anblick genießend, wäre es uns schon recht gewesen trockenen Fußes unser Ziel zu erreichen. Doch auf den letzten Kilometern ereilte uns das Schicksal in Form eines Regenschauers, der uns in wenigen Minuten völlig durchnäßte. An unserem Ziel endete nicht nur der Wanderritt sondern auch der Regen. Komisch, als ob Petrus uns in letzter Minute noch eins auswischen wollte. Wir nahmen es gelassen und freuten uns auf ein trockenes Quartier. Bei einem gemeinsamen Abendessen und ein paar Flaschen Bier endete unser Wanderritt, mit dem Versprechen im nächsten Jahr wieder zukommen.

    Seit der Einführung 1994 hat Herr Liesch vom Amt für Landwirtschaft das Netz der Reitstionen weiter ausgedehnt. Zusätzlich gibt es eine Servicekarte auf der wichtige Adressen von Tierärzten, Hufschmieden, Pferdetransporteuren usw. zusammengestellt sind. Wer einen Urlaub zu Pferde erleben möchte, kann getrost in die Frankenhöhe reisen. Es wartet auf ihn eine wunderschöne Landschaft, freundliche Menschen und eine gepflegte Gastronomie.

    Heinz Eikerling, 18.10.1997

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